Rainer Eppelmann zu Gast beim EAK Mönchengladbach

10.10.2017

„DDR – aus heutiger Sicht“. EAK-Veranstaltung in Mönchengladbach

Bericht von Dr. Martin Hofmann, Beisitzer im EAK-Landesvorstand NRW

Am 26. September 2017 konnte ich an einer abendlichen Veranstaltung des Mönchengladbacher EAK unter der Leitung von Jan Dauber

mit dem Thema „DDR – aus heutiger Sicht“ teilnehmen. Gesprächspartner und Referent war Pfarrer Rainer Eppelmann, der die Friedliche Revolution in Ostdeutschland hautnah erlebt und aktiv mitgestaltet hat. Eppelmann kann auf einen Lebenslauf zurück blicken, wie es ihn nur sehr selten gibt. Er war zu DDR-Zeiten Dissident, Bürgerrechtler, Parteigründer, Maurer, evangelischer Theologe, Pfarrer, Abgeordneter sowie Minister für Abrüstung und Verteidigung in der frei gewählten DDR-Regierung Lothar de Maizière, danach Vorsitzender der CDA und Mitglied des Präsidiums der CDU. Als Verteidigungsminister hatte er im Zuge der Zusammenführung der beiden deutschen Armeen eine der menschlich schwierigsten Aufgaben im Prozess der deutschen Einheit zu bewältigen.Nachdem er sich aus der aktiven Politik im Jahr 2005 zurückgezogen hat, setzt er sich weiterhin ein für die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, deren Vorsitz er seit bald 20 Jahren wahrnimmt Eppelmann schilderte seine Prägung in einem auf geistige Aufgeschlossenheit und Autonomie bedachten, evangelisch-kirchlich orientierten Umfeld in der DDR, seinen durch die herrschenden Kräfte behinderten Bildungsweg und seine Sehnsucht nach Freiheit und gelebter Demokratie, die er mit vielen DDR-Bürgern teilte. Äußerst spannend war auch seine auf persönlichem Erleben beruhende Schilderung der Öffnung der innerdeutschen Grenze am 09. November 1989 am Grenzübergang Bornholmer Straße in Berlin. Der 09. November wurde damit endgültig zum sog. „Schicksalstag der Deutschen“.

Nicht zu überhören war Rainer Eppelmanns verständlicher Stolz, als er die Entstehung der von ihm mit begründeten Partei DA (Demokratischer Aufbruch, später mit der CDU vereint) ansprach und erwähnte, dass eines Tages eine junge Naturwissenschaftlerin Aufnahme in die Partei begehrte und dann aufgrund ihrer Begabung und ihres Einsatzes Pressesprecherin desDemokratischen Aufbruchs wurde. „Und heute ist sie“, fügte Pfarrer Eppelmann ruhig und sympathisch hinzu, „Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland“.

Der EAK Mönchengladbach hatte für seine Veranstaltung ein außergewöhnliches Format gewählt: sie fand statt in der Aula des Gymnasiums Odenkirchen bei Teilnahme vieler örtlicher EAK-Mitglieder, Gäste und zahlreicher Schüler aus dem Geschichtsunterricht der Schule. Die Schule liegt im Wahlkreis des Parlamentarischen Staatssekretärs beim BMI, Dr. Günter Krings MdB. Alle Teilnehmer folgten den Ausführungen RainerEppelmanns mit konzentrierter Aufmerksamkeit. Für die Schüler handelte essich um eine Zeitzeugenbegegnung in Vertiefung ihres Unterrichts, zumal Eppelmann seine Ausführungen teilweise mit Frage und Antwort ungefähr in Form eines aufgelockerten Gesprächs gestaltete.Besonders interessant war die Einordnung der Friedlichen Revolution in der DDR 1989/90 in die zeitgleichen politischen Vorgänge in den anderen Staaten des ehemaligen Warschauer Paktes in Europas Osten.

Rainer Eppelmann nahm auch Bezug auf eine herausragende, in Deutschland mehrfach ausgezeichnete Persönlichkeit, als er den tschechischen Bürgerrechtler, Schriftsteller, Politiker und späteren Staatspräsidenten Vaclav Havel zitierte. Havel hatte bereits den „Prager Frühling“ (1968) und seine Niederschlagung erlebt – Vorgänge in Mitteleuropa, die auch den Berichterstatter und viele Europäer seiner Generation  eindrücklich undnachhaltig politisch geprägt haben. Der von Eppelmann vorgetragene Aphorismus aus der Feder Havels berührt eine existentielle menschliche Emotion und zentrale christliche Botschaft, die Hoffnung.

Havels Satz lautet:„Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn macht, egal wie es ausgeht.“