zur 50-Jahr-Feier des EAK der CDU Deutschlands\r\nam 16. März 2002 in Siegen\r\n\r\n\r\nSehr geehrter Herr Bundespräsident,\r\nliebe Angela Merkel,\r\nlieber Jochen,\r\nsehr geehrte Damen und Herren,\r\n\r\n\r\ndie Gründungsversammlung des Evangelischen Arbeitskreises (EAK) der CDU Deutschlands hatte nicht nur eine hervorragende Bedeutung für die CDU, sondern sie hat auch ein Stück Zeitgeschichte geschrieben.\r\nKonrad Adenauer hat in seiner Ansprache nicht nur zu den Delegierten, sondern auch – über die Medien vermittelt – zu den Völkern der Welt gesprochen. Er hat in der ihm eigenen Klarheit dem wenige Tage zuvor erfolgten sowjetischen Vorschlag einer Neutralisierung Deutschlands – der als Stalin-Note in die Geschichtsbücher eingegangen ist – eine klare Absage erteilt.\r\nAdenauer wusste um den unauflöslichen Zusammenhang von Freiheit und Selbstbestimmung. Er wollte dem Westen Deutschlands das Schicksal der DDR ersparen. Er war davon überzeugt, dass der Weg zur Deutschen Einheit nur über die Brücke der Freiheit führt. Die Geschichte hat ihm Recht gegeben.\r\n\r\n Sehr geehrte Damen und Herren,\r\nMich bewegt in diesem Zusammenhang besonders, dass es fünfzig Jahre nach der Stalin-Note eine Partei in der deutschen Hauptstadt gibt, die geschichtsvergessen eine Regierung mit den Erben der letzten deutschen Diktaturpartei gebildet hat. Die SPD-PDS-Koalition in Berlin ist eine Schande für unser Land.\r\n\r\nDie Gründung des EAK geht unter anderem auf eine Initiative von Ernst Bach zurück, der zur damaligen Zeit nicht nur Bundesschatzmeister der CDU, sondern auch Oberbürgermeister von Siegen war. Das ist möglicherweise der Grund für die Wahl Siegens als Ort der Gründungstagung.\r\n\r\nDas klingt nach Zufall. Kein Zufall ist es hingegen, daß die Gründungstagung in NRW stattfand. Christen von der Evangelischen Tagung Rheinland und der Evangelischen Tagung Westfalen sind von tragender Bedeutung für die Gründung des EAK.\r\n\r\nManche sagen, Rheinländer seien reine Frohnaturen, Westfalen hingegen seien ein wenig stur. Jeder, der sie kennenlernt, wird schnell merken müssen, daß das nicht stimmt. Die Menschen in Nordrhein-Westfalen neigen weder dazu, alles auf die leichte Schulter zu nehmen, noch zeigen sie sich von ihrer Umgebung unberührt. Dazu kommt noch, daß hier in NRW viele Menschen wohnen, denen ihr Glauben sehr viel bedeutet – das gilt für Protestanten wie für Katholiken.\r\n\r\nDeshalb verschaffen und verschafften sich Christen in NRW immer wieder Gehör, wenn es um Politik, um Gesellschaft, um Land und Leute ging. Die Bekenntnissynode von Barmen 1934 ist so ein Beispiel. In der späteren Evangelischen Tagung Rheinland und der Evangelischen Tagung Westfalen fanden sich eine ganze Reihe von Gliedern der Bekennenden Kirche wieder, wie auch später im Bundesarbeitskreis. Auch der Oldenburger Hermann Ehlers, der erste Bundesvorsitzende des EAK, war einer von ihnen. Der frühere Bundestagspräsident Hermann Ehlers würde 2004 einhundert Jahre alt werden. Dies könnte und sollte Anlass für die Post sein, eine Briefmarke für Hermann Ehlers zu seinem 100. Geburtstag herauszugeben.\r\n\r\nSehr geehrte Damen und Herren,\r\nin Nordrhein-Westfalen weiß man um die besondere Kraft, die im Miteinander der Konfessionen liegt. In unseren Kirchengemeinden, den katholischen wie den evangelischen, gibt es eine große Aufgeschlossenheit – ja geradezu ein Bedürfnis – nach ökumenischem Miteinander. Der Evangelische Arbeitskreis (EAK) in Nordrhein-Westfalen hat deshalb im Laufe der fünf Jahrzehnte seines Bestehens einen Bedeutungswandel erfahren:\r\nWar im Zeitpunkt der Gründung die evangelische Stimme in einer Partei mit stark katholischer Prägung das zentrale Anliegen, so verstehen wir uns heute als evangelisches Grundwerteforum – ja auch als Ort des ökumenischen Dialogs. Wir spüren ein großes Bedürfnis, abseits der tagesaktuellen Fragen grundlegende Themen - wie etwa die Bioethik, die Herausforderungen der Globalisierung oder auch das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Kulturen – zu besprechen. Der EAK war nie eine mächtige Organisation – immer aber Ausdruck des Wunsches, dass wir uns in der Politik unserer christlichen Wurzeln versichern und die ethischen Fragen von ihren unterschiedlichen Dimensionen her bedenken.\r\n\r\nSehr geehrte Damen und Herren,\r\ndie hohe Zahl der Teilnehmer – über 2000 - an der heutigen Jubiläumsveranstaltung zeigt das große Bedürfnis, das es für unsere Arbeit auch nach fünf Jahrzehnten noch gibt. Es macht uns stolz, dass aus dem Evangelischen Arbeitskreis bisher wichtige Persönlichkeiten hervorgegangen sind. Und es krönt unsere Tagung, dass Roman Herzog hier heute den Festvortrag hält!\r\n\r\nEs gehört zur Wahrheit, dass das Verhältnis zu unseren Landeskirchen, den Kirchenkreisen und Gemeinden nicht immer spannungsfrei war. Für viele treue Christen war der EAK auch so etwas wie eine Klagemauer für Zweifel und Sorgen im Blick auf die eigene Kirche. Wenn wir den Bogen vom Jahr 1952 bis zum Jahr 2002 schlagen, dann ist beim Gegensatz von Staat und Kirche in der Frage des Militärs ein unübersehbarer Wandel eingetreten. Der Schlusspunkt unter den alten Konflikt – ich nenne hier die Auseinandersetzung um die Wiederbewaffnung zwischen Martin Niemöller und Hermann Ehlers oder den Konflikt zwischen Teilen der evangelischen Kirche und der CDU um den NATO-Doppelbeschluss – ist mit der differenzierten Stellungnahme des Rates der EKD zum Kosovo-Krieg gesetzt worden. Die Erklärung der EKD hat anerkannt, dass der Schutz vor Vergewaltigung, Folter und Mord auch militärische Mittel verlangen und ethisch rechtfertigen kann.\r\n\r\nSehr geehrte Damen und Herren,\r\nheute stelle ich als Landesynodaler in unserem Kirchenparlament mit besonderer Freude fest, dass das Verhältnis zu unserer Kirche ein äußerst gedeihliches und konstruktives geworden ist. Dies haben auch die Gestaltung des Gottesdienstes durch Präses Sorg und durch das Grußwort des EKD-Ratsvorsitzenden Präses Kock nachdrücklich gezeigt.Ich verspreche allerdings, dass der EAK auch in Zukunft ein streitfreudiger, aber konstruktiver Gesprächspartner bleibt, wenn es um die Schnittstelle von Glauben und Leben geht.\r\n\r\nSehr geehrte Damen und Herren,\r\nin all den Jahrzehnten unseres Bestehens haben wir im EAK auch immer wieder den Generationenanschluss geschafft. So habe ich mich gefreut, dass der EAK-Landesverband Nordrhein-Westfalen nach der langen und erfolgreichen Amtszeit von Hans-Ulrich Klose mir seinerzeit im Alter von 33 Jahren als einem Vertreter der jungen Generation diese wichtige Aufgabe anvertraut hat. Ich habe in den sechs Jahren meiner bisherigen Amtszeit stets die Unterstützung der Alten und der Jungen erfahren.\r\n\r\nLiebe Freunde,\r\nder EAK ist oft totgesagt worden. Und „Totgesagte“ leben bekanntlich länger. Wir leisten uns den Luxus, in unserer schnellebigen Zeit auch tiefergehende Diskussionen zu führen. Das bringt nicht die Schlagzeilen, aber es tut der Politik gut.\r\n\r\n\r\nSo ist der EAK vielleicht die stille und dienstbare Magd der CDU, wobei unsere Parteivorsitzende Angela Merkel und unser Landesvorsitzender Jürgen Rüttgers durch ihre Anwesenheit deutlich machen, dass ihnen unsere Arbeit wichtig ist.\r\nLieber Jochen Borchert! Der EAK Nordrhein-Westfalen ist stolz darauf, mit Dir den jetzigen Bundesvorsitzenden des Evangelischen Arbeitskreises zu stellen.\r\nWir wünschen allen Freunden des Evangelischen Arbeitskreises Glück und Gottes Segen – einstweilen für das nächste halbe Jahrhundert unserer Arbeit.\r\nIn einem Schreiben vom 13.12.1951 wies Bach Konrad Adenauer auf die Gefahr hin, die in der Vernachlässigung des evangelischen Wählerpotentials liegt. Er wünschte eine stärkere Darstellung der CDU als gesamtchristliche Sammlungsbewegung (Egen, 90).
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