EAK Niederrhein - Konfessionelle Krankenhäuser und Krankenhausseelsorge

03.12.2019

Prof. Dr. U. Kania – Prof. Dr. J. Plöhn – Pfr. U. Meihsner
Photo: Jan Dauber

Pressebericht: http://rp-epaper.s4p-iapps.com/artikel/909994/15278143


Bewußt provokant hatte der EAK der CDU Niederrhein auf seiner diesjährigen Bußtagsveranstaltung die Frage nach dem Mehrwert christlicher Krankenhäuser und der Krankenhausseelsorge gestellt. Hängt nicht die Qualität der Gesundheitsversorgung von ärztlichem Können, verfügbaren Geräten, vorhandenen Betten und lieferbaren Arzneimitteln ab? Die beiden eingeladenen Referenten im Mönchengladbacher Paul-Schneider-Haus sahen das anders. Denn der Mensch ist mehr als eine lebendige Maschine, die nach physikalischen und chemischen Gesetzmäßigkeiten in einem Krankenhaus „repariert“ werden könnte.

Professor Dr. Ulrich Kania, zwölf Jahre lang Ärztlicher Direktor der Kliniken Maria Hilf und zuvor durch eine Reihe staatlicher Krankenhäuser gegangen, bestätigte aus ärztlicher Sicht den Wert der Seelsorge für die Qualität der Krankenversorgung. Krankenhauspfarrer treffen mit Ärzten, Pflegekräften, Patienten, deren Angehörigen und bei Todesfällen mit ihren Hinterbliebenen zusammen. Sie alle haben immer wieder den Blick und das Wort eines Geistlichen nötig.

An konfessionellen Krankenhäusern ist dies so vorgesehen. Aber es genüge nicht, ein sogenanntes „Leitbild“ zu entwickeln und wie eine Monstranz vor sich herzutragen, meinte der bekennende Katholik. Die eigenen Grundsätze müßten vielmehr erlebbar gemacht werden – auch wenn das Geld kostet! Qualität der Leistungen für die Patienten, Zufriedenheit der Mitarbeiter und Wirtschaftlichkeit der Leistungserbringung für die Träger sind allesamt zu berücksichtigen und in ein ausgewogenes Verhältnis zu bringen, mahnte Kania.

Krankenhauspfarrer Ulrich Meihsner, zugleich Notfallseelsorger und Regionalpfarrer der Johanniter, wußte aus dem Klinikalltag von der Vielzahl der Begegnungen zu berichten, bei denen er gefragt ist und seinen Beitrag leisten kann. Drei, vier Chefärzte treffe er täglich. Durch Gespräche mit Schwestern und Pflegern, Stationsärzten und Angehörigen erführe er von besonderem Bedarf an Zuwendung, Aufklärung und seelsorgerischer Hilfe. Die Erwartungshaltung von Patienten und Angehörigen an ein konfessionelles Krankenhaus seien höher als an andere Kliniken, meinte Meihsner. Von der Bewälti-gung schwerer Schicksale über die Mitwirkung in dem Ethikkomitee der Klinik, die Gottesdienste und die Gespräche mit Patienten wie mit den vielfach bis an ihre Leistungsgrenze geforderten Mitarbeitern wurde die Breite der Aufgabenstellung für Krankenhauspfarrer deutlich. Wie Professor Kania betonte, handelt es sich bei „Krankenhausseelsorge“ um Seelsorge nicht nur an den Kranken, sondern für das gesamte Haus.
In der lebhaften Diskussion sprach sich die Mönchengladbacher Bürgermeisterin Petra Heinen-Dauber (CDU) dafür aus, den Geist des christlich motivierten Dienstes in den Krankenhäusern zu erhalten. Dazu wies Hans-Henning von Bassewitz (EAK), Patientenfürsprecher an einem Johanniterkrankenhaus, auf die Wichtigkeit der Mitarbeiter hin, die ein solches Haus prägten. Die kritische Frage von Dr. Wilhelm Flick (EAK) nach Möglichkeiten, die steigenden Kosten des deutschen Gesundheitswesens für seine qualitativ hochwertigen Leistungen zu begrenzen, beantwortete Kania mit Hinweisen auf die im internationalen Vergleich ungewöhnliche Doppelvorhaltung von niedergelassenen Fachärzten und Klinikpersonal, eine überdimensionierte Notfallvorsorge und fehlende Institutionen zur Aufnahme alter Menschen, die der Weiterversorgung, aber keiner Krankenhausbehandlung bedürften. Auf die Frage des JU-Vorsitzenden Sven Ladeck nach dem Stellenwert der Krankenhausseelsorge bei den Kirchen betonte Pfarrer Meihsner die Bedeutung, die dem Aufsuchen von Menschen in ihrer Betroffenheit zukomme. Diese Arbeit werde von den Kirchen als unserer Gesellschaft angemessen angesehen und gefördert. Professor Kania drückte allerdings unverhohlen seine Enttäuschung darüber aus, daß das zuständige Bistum Aachen an seiner größten katholischen Klinik nicht in der Lage sei, nachts und an Wochenenden einen Geistlichen in Rufbereitschaft zu stellen. So ist in diesen Zeiten die katholische Krankenhausseelsorge auf die evangelische Telefonnummer aufgeschaltet.
Der Abend habe Denkanstöße geliefert und deutlich gemacht, wie die Aufforderung: „Suchet der Stadt Bestes!“ aus Sicht christlicher Demokraten heute in konkretes Handeln umgesetzt werden könnte, meinte Professor Dr. Jürgen Plöhn, Johanniter und EAK-Bezirksvorsitzender, der die Veranstaltung gemeinsam mit Jan Dauber (EAK-Kreisvorsitzender in Mönchengladbach) organisiert und moderiert hat.