Gemeinsinn fördern – Rolle der Kirche in der repräsentativen Demokratie

08.12.2021

Superintendent Dietmar Pistorius zu Gast beim EAK Bonn zur Rolle der Kirche angesichts des Akzeptanzverlustes der repräsentativen Demokratie.

Den „Gemeinsinn“ wieder zu fördern ist nötig, um Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Deutschland zukunftsfähig zu gestalten. Dieser Überzeugung ist der Bonner Superintendent, Dietmar Pistorius, und sieht darin eine Aufgabe und Stärke der Kirchen.
Pistorius sprach am Donnerstag, 18. November, auf Einladung des Evangelischen Arbeitskreises der Bonner CDU zur „Rolle der Kirche angesichts des Akzeptanzverlustes der repräsentativen Demokratie“ im Beueler Rathauses. Es war die erste Präsenz-Veranstaltung des EAK in diesem Jahr und. Sie fand unter Einhaltung der 2-G-Regeln statt.
Für den Akzeptanzverlust der Demokratie, so der leitende Theologe des Bonner Evangelischen Kirchenkreises, gebe es viele Ursachen, die zum Teil in Versäumnissen der politischen Parteien zu finden seien: Ein unklarer Einfluss von Lobbyisten auf politische Entscheidungen gehöre ebenso dazu, wie die schon 1992 von dem ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker kritisch bemerkte „Machtversessenheit und Machtvergessenheit“ der Parteien. Auch sei spätestens seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zum Klimaschutzgesetz in Frage gestellt, ob die repräsentative Demokratie willens und in der Lage sei, auch die Interessen derer angemessen zu repräsentieren, die in Parlamenten keine Stimme haben.
Doch sei nicht allein die Politik dafür verantwortlich zu machen, dass Wahlbeteiligungen sinken, sich neue Protestformen außerhalb der Parlamente etablieren und offen Feindschaft und Ablehnung gegen Politikerinnen und Politikern artikuliert würden.
Denn wahrnehmbar sei auch eine Werteverschiebung in der Gesellschaft: „Ich habe den Eindruck, dass es einen neuen kategorischen Imperativ gibt“, führte Pistorius aus. „Der lautet: Handle stets so, dass deine persönlichen Interessen zum Maßstab allgemeiner Politik werden“.
Demgegenüber gelte es den „Gemeinsinn“ wieder zu fördern. Das bedeute zwangsläufig, mit der Vielfalt in unserer Gesellschaft so umzugehen, dass Begegnung und Diskurs ermöglicht werden. Pistorius bezog sich dabei auf die neue Denkschrift der EKD „Vielfalt und Gemeinsinn – Der Beitrag der Evangelischen Kirche zu Freiheit und gesellschaftlichem Zusammenhalt“.
Die Kirchen in Bonn sieht Pistorius dafür in ihrem Bildungshandeln in Kindertagesstätten, Konfirmandenarbeit und Schulen, sowie in ihrer Diakonischen Arbeit gut aufgestellt. Zudem sei jede Kirchengemeinde vor Ort zumindest potenziell ein Ort von Vielfalt, Begegnung und gemeinsamem Reden und Handeln. Kirchengemeinden sollten dies bewusst und beherzt gestalten.
Während es Vortrages kam es einen regen Meinungsaustausch zwischen dem Referenten und den Teilnehmenden. Der Bonner EAK-Kreisvorsitzende Ingo Schulze bedankte sich bei Superintendent Dietmar Pistorius für den sehr interessanten Vortrag und schlug vor, auch weiterhin im Kontakt mit dem Superintendenten zu bleiben.